Schrumpfende Städte

Magazin 2005/2

In der Dritten Welt explodieren die Bevölkerungszalen in den Städten ins schier Unermessliche. In Europa hingegen schrumpfen vielfach die Einwohnerzahlen von Städten drastisch.

Für das Phänomen des Schrumpfens gibt es unterschiedliche Grüne. Insgesamt schrumpft die Einwohnerzahl Westeuropas relativ stark, und nur die meist illegale Zuwanderung gleicht dieses Phänomen aus. In Deutschland kommen weitere Phänomene hinzu: Nach der Wiedervereinigung wandern aus Deutschlands Osten viele Bewohner Richtung Westen ab, die Städte des Ostens schrumpfen oft drastisch. Die Städte des Ruhrgebietes schrumpfen, weil mit den Schließungen von Zechen und Hochöfen auch die Arbeitsplätze verloren gingen.

Aber auch in Graz schrumpft die Bevölkerungszahl sehr langsam, aber stetig, u.a. weil viele Bewohner an die Peripherie oder in die Umlandgemeinden abwandern.

Überall dort, wo sich das Phänomen des Schrumpfens in kurzer Zeit abspielt, gibt es Probleme mit leer stehenden Häusern. Subnutzungen und Vandalismus, Verfall, Entwertung von Immobilien, Abbrüche von zum Teil baukünstlerisch wertvoller Substanz sind die Folge.

Wie kann man den Abbruch ganzer Häuserzeilen aus dem 19. Jahrhundert und auch aus anderen Bauepochen in schrumpfenden Städten bremsen oder verhindern? Wie kann man das Bewußtsein für den Wert historischer Bauten und ihr Image heben? Ist nicht auch die Politik gefordert, Arbeitsplätze dort zu fördern, wo es wertvolle Wohnbauten gibt, die heute leer stehen?

Als in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhundert die Zeitungen voll mit Artikeln und Aufrufen zum Schutz des baukulturellen Erbes waren, wuchs eine ganze Generation mit einem Geschichtsbewusstsein heran, das die Erhaltung wertvoller Ensembles meist außer Streit stellte. Die heute antretende Generation hat diese öffentliche Diskussion nicht miterlebt und geht mitunter wieder relativ naiv bis rücksichtslos mit dem kulturellen Erbe um.

Architektur ist etwas, mit dem jeder konfrontiert wird. Architektur steht in der Öffentlichkeit. Es kann daher nicht Privatsache sein, wie sie aussieht, ob sie gebaut wird oder ob sie abgetragen wird. Architektur ist ein Fachgebiet mit sehr hoher Relevanz.

Hasso Hohmann

SHRINKING CITIES. FORSCHUNGS- UND AUSSTELLUNGSPROJEKT 2002 – 2005  S. 2

Heinz W. Behrendt  S. 5
SCHRUMPFENDE STÄDTE – WUCHERNDE STÄDTE

Grigor Doytchinov/Anna M. Hohmann-Vogrin  S. 8
SHRINKING CITIES. DIE SCHRUMPFENDE STADT RESITA.
EIN URABENS UND INDUSTRIELLES KULTURERBE

Engelbert Lütke Daldrup  S. 12
SHRINKING CITIES LEIPZIG. ERFOLGREICHER STADTUMBAU IN EINER BIPOLAREN STADT

Dorothee Baumann/Fabian Betz/Gabriele Steffen  S. 15
INTEGRATION UND NUTZUNGSVIELFALT IM STADTQUARTIER

EUROPA NOSTRA AUSTRIA – GENERALVERSAMMLUNG  S. 16

Wiltraud Resch  S. 17
EUROPA NOSTRA TSCHECHISCHE REPUBLIK. JÜNGSTER EUROPA NOSTRA ZWEIG IN PRAG GEGRÜNDET!

Johann Peer  S. 18
DOKUMENTATION DER KULTURLANDSCHAFT IN VORARLBERG

REVITALISIERUNG IN DER STEIERMARK  S. 20

ISG-GENERALVERSAMMLUNG  S. 22

MOSAIK  S. 23

Hasso Hohmann  S. 26
DAS KOMMOD-HAUS. ABBRUCH EINES WERTVOLLEN BAROCKHAUSES IN GRAZ

REZENSIONEN  S. 27

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