Zentren und Vororte

Magazin 1985/1

Kongress-Nachlese Teil 1

Der 2. Internationale Kongreß für Altstadt und Baukultur in Graz unter dem Motto „Lebensraum Europa“ wird vollständig dokumentiert. In diesem Heft beschäftigen wir uns mit den Schwerpunkten „Stadtzentren und Vororte“, die nächste Ausgabe bringt alle Beiträge zu den Schwerpunkten „Dörfer und Industriedenkmäler“.

Mit einem „Telegramm“ haben wir Sie vor kurzem schon darüber informiert, daß der erste Teil unserer Kongreßdokumentation trotz mancher Widerstände und Belastungen schon Ende Mai 1985 erscheint.

Wenn wir jetzt auf die Kongreßtage vom 27.-30 September 1984 zurückblicken, so spüren wir vor allem ein Gefühl der Dankbarkeit. Sie haben die Strapazen nicht gescheut, viele von Ihnen nahmen die Mühen einer weiten Reise auf sich. Es war für uns eine große Freude, 285 Teilnehmer aus 20 Ländern begrüßen zu können.

Mit besonderer Genugtuung stellten wir fest, daß prominente Persönlichkeiten aus Ost und West, Nord und Süd in Graz zu diesem wertvollen Erfahrungs-und Gedankenaustausch zusammengekommen sind. Zu den positiven Seiten zählt auch die Tatsache, daß – wir alle – vom engbegrenzten Bereich der Altstadt (1. Internationaler Kongreß in Graz 1974) zur umfassenden Schau auf das gesamte gebaute Erbe vorgedrungen sind. Wer jetzt dabei war, kann es bezeugen: Die Schwerpunkte „Rettet die Dörfer – Bewahrt die Zeugen der Industrie“ fanden begeisterte Aufnahme und ein nachhaltiges Echo.

Doch nun zu den weniger erfreulichen Begleitumständen: Ein Impuls-Kongreß dieser Größenordnung sollte eigentlich mindestens vier volle Arbeitstage dauern. Doch wer kann schon soviel Zeit abzweigen und von dringenden Aufgaben solange fernbleiben. So mußten wir leider ein sehr konzentriertes Programm erstellen, das noch dichter wurde, als sich zusätzliche Referenten einstellten. Wir haben daher alle Teilnehmer „geschunden“, erst am Sonntag, bei den Exkursionen durften unsere Gäste Freizeit und strahlende Herbstzeit genießen. Wir danken für Ihr Verständnis. Auch dafür, daß Sie im Steiermarksaal bei großer Hitze durchgehalten haben, nachdem die Klimaanlage wegen der Bauarbeiten am neuen Spielcasino in Streik getreten war.

Auch das ursprünglich geplante „Strategiepapier“ haben wir nicht mehr geschafft. Wir glauben allerdings, daß besondere Initiativen zur Rettung, Pflege und Weiterentwicklung des ländlichen Bauerbes unaufschiebbar sind. Während die historischen Zentren in Städten und Märkten großteils schon durch Gesetze oder Satzungen geschützt sind, ist das wertvolle Bauerbe in den ländlichen Regionen weiterhin massiv bedroht. Das gilt für alle Länder Europas, wobei wir meinen, daß es nicht so sehr auf Gesetze, sondern vielmehr auf einen Gesinnungswandel ankommt. Dieser wiederum bedarf einer umfassenden Bildungsoffensive. Im zweiten Teil unserer Kongreßdokumentation (Dörfer-Industriedenkmäler), der Ihnen noch vor dem Sommer zugeht, werden diese Grundsatzfragen ausgiebig behandelt.

Im Herbst treffen sich in Granada führende Persönlichkeiten des Europarates, um über die Zukunfft des Dorfes und eine einschlägige Kampagne zu beraten (beachten Sie bitte die Resolution auf Seite 51) . . .!

« «
» »